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Gerade Startups müssen häufig in kurzer Zeit Teams aufbauen. Damit diese gut funktionieren, gibt es einiges zu beachten. Mit diesen 7 Tipps machst Du Deine Mannschaft dauerhaft erfolgreich:
Sich im Klettergarten gemeinsam seinen Ängsten zu stellen; beim Wildwasserrafting zusammen an die Grenzen zu gehen; beim Fallschirmspringen kollektiv den Adrenalinkick zu erleben – Keine Frage, das alles fördert die Teambildung. Denn gemeinsam erlebte Ausnahmesituationen schweißen zusammen. Und sie machen unentdeckte Seiten der Kollegen und Vorgesetzten sichtbar.
Doch der graue Alltag hält weitere 229 Arbeitstage bereit. Wer sich als Führungskraft auf punktuelle Events verlässt, wird kläglich scheitern. Teambuilding ist ein kontinuierlicher Prozess. Wie er gelingt? Indem alle Beteiligten bereit sind, die Perspektive zu wechseln.
Fang mit Dir an. Aber nicht, indem Du Dich in Dein Gegenüber hineinversetzt. Um neue Sichtweisen klug und konstruktiv integrieren zu können, solltest Du zwischen Deiner eigenen Innen- und Außenperspektive hin- und herswitchen können.
Reflektiere Dich zunächst selbst. Mach Dir Deine eigenen Stärken, Schwächen, Werte, Einstellungen, Überzeugungen und Emotionen bewusst. Dieser Blick nach innen bewahrt Dich davor, wertvolle neue Sichtweisen zu verpassen.
Sicher kennst Du das auch: Bei der Personalauswahl und Teamzusammenstellung findest Du die Kandidaten sympathisch, die Dir ähnlich sind. Das ist normal, ja sogar evolutionsbedingt. Aber auch überholt. Denn du brauchst genau das Gegenteil.
Für eine gute Mischung solltest Du denjenigen auswählen, der anders ist, der Dich und das Team sinnvoll ergänzt. Zwar müssen alle Mitglieder die gleichen Werte und Ziele teilen, um in die gleiche Richtung zu ziehen. Aber die Stärken und Präferenzen der einzelnen müssen sich ergänzen. Nur so seid ihr für alle Anforderungen optimal aufgestellt.
Du benötigst also einen bunten Strauß von Teamrollen. Damit sind zwar Konflikte vorprogrammiert. Aber sie schaffen die notwendige Reibungsenergie für eine konstruktive Entwicklung.
Der „Macher“ agiert handlungsorientiert und treibt den Prozess vor. Währenddessen steht für den „Teamarbeiter“ das soziale Miteinander im Fokus. Er möchte, dass es allen gut geht.
Der „Wegbereiter“ hat ein schnelles Tempo und richtet den Blick nach außen. Im Gegensatz dazu blickt der „Perfektionist“ nach innen und vermeidet alles, was vom direkten Weg auf das Ziel ablenkt.Der „Neuerer“ hat Spaß an neuen Ideen, ist kreativ, innovativ und eher spielerisch. Demgegenüber achtet der „Umsetzer“ auf die praktische Machbarkeit und hält vieles Kreative für durchgeknallt.
Der „Koordinator“ übernimmt die Abstimmung und Verteilung der Aufgaben. Für die rationale Sicht von oben und ein verlässliches Urteil über die Vorgehensweise ist der „Beobachter“ zuständig. Und schließlich bereichert der „Spezialist“ das Team durch sein fundiertes Fachwissen.
Du siehst: Hier prallen Welten aufeinander. Gleichzeitig wird deutlich, dass alle genannten Kompetenzen wichtig sind – wenn auch in unterschiedlichen Phasen der Projekt- oder Produktentwicklung.
Unternehmen und Teams werden erst durch die Vielfalt der Stärken, Persönlichkeiten und Präferenzen der einzelnen Mitarbeiter erfolgreich. Dies setzt allerdings voraus, dass jeder die Andersartigkeit als notwendig anerkennt. Und den Kollegen mit ehrlicher Wertschätzung und Einsicht gegenübertritt.
Ein Topspieler wird zum Troublemaker, sobald er den Wertehorizont eines anderen Menschen infrage stellt und ihm seine eigene Weltsicht überstülpen will.
Als Führungskraft solltest Du Deinem Team diese wertschätzende Haltung konsequent vorleben. Es sollte immer erkennbar sein, dass unterschiedliche Sichtweisen willkommen sind und berücksichtigt werden müssen.
Und wenn es mal richtig kracht, heißt es: Raus aus dem Trubel der akuten Situation. Sonst ist die Gefahr der destruktiven Eskalation groß. Häufig sind wir zu nah am Geschehen dran, haben unsere innere Kamera auf Zoom gestellt. Das führt zu Emotionen. Also Schnitt, weg von dieser Nahaufnahme des persönlich eingeschränkten Blickwinkels.
Besser ist es, die Kamera mit einer Drohne in die Vogelperspektive zu schicken – so hoch, bis der nötige Überblick über die gesamte Situation geschaffen ist. Von dort ist es für das Team wieder möglich, das Verbindende zu sehen.
Im nächsten Schritt können alle gemeinsam die unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei sollte jeder dem anderen zuhören und ihn verstehen wollen. Dieser Prozess ist erst abgeschlossen, wenn jeder die Gelegenheit hatte, seine eigene Sichtweise zu schildern und sich von der positiven Absicht der anderen überzeugen konnte.
Fazit: Der Wechsel der Perspektiven, der Blick auf das Große und Ganze und die Wertschätzung für den anderen ist ein notwendiger und wertvoller Prozess im Teambuilding. Denn genau jetzt wird jedem einzelnen klar: Erst unsere Unterschiede machen uns zu einem unschlagbaren Team.
Klaus Vollmer arbeitet seit 20 Jahren als Wirtschaftspsychologe, Berater und Coach in Essen. In seinem Buch „Perspektivenwechsel als Methode“ schildert er anschaulich, wie man aus gewohnten Denkmustern und altbekannten Konfliktschleifen ausbricht. Psychologische Theorien, Modelle und Methoden verpackt er in konkrete und bildhafte Beispiele und gibt konkrete Handlungsempfehlungen. Ein praxisorientierter Ratgeber – nicht nur für Führungskräfte.