Essener Psychologe verrät Auswege aus Sackgassen des Alltags

Artikel von Kirsten Simon


Klaus Vollmer in seinem Arbeitszimmer. In der Hand hält der Wirtschaftspsychologe aus Essen sein Buch „Perspektivenwechsel als Methode“.
Foto: Socrates Tassos

Essen

Der Essener Psychologe Klaus Vollmer verrät in einem Buch, wie man festgefahrene Konflikte behebt. Das gilt für Privatleben und Job.

Im Job hat man sich gerade erst in einer Endlos-Debatte verheddert, da hängt zu allem Überfluss nach Feierabend auch noch der Haussegen schief. Diskussionen drehen sich im Kreis, Lösungen scheinen so weit entfernt, dass man sie noch nicht einmal mit einem Teleskop entdecken kann. – An dieser Stelle kommt der Essener Wirtschaftspsychologe Klaus Vollmer ins Spiel. Er hat ein Buch geschrieben, das Wege vorstellt, mit denen gewohnte Denkmuster und Konfliktschleifen verlassen werden können.

Die Einbahnstraße im Kopf soll endlich eine Ausfahrt bekommen. „Perspektivenwechsel als Methode“ heißt der Ratgeber (275 S., Beltz-Verlag, 35 Euro inkl. E-Book). Das klingt vielleicht nicht so verträumt wie der Titel der nächsten Rosamunde-Pilcher-Verfilmung, steckt aber voller Inspirationen für viele Lebenslagen. „Es ist ein Buch für jedermann“, sagt der Autor.

Tipp: Eine Laudation auf sich selbst schreiben

Er gibt Tipps weiter, die man gerne befolgt. Beispielsweise diesen: „Schreiben Sie eine Laudatio auf sich selbst. Die Überschrift könnte heißen: Danke für diese Leistung.“ Eine ungestörte halbe Stunde Zeit werde wohl benötigt, um zu notieren, was einem im letzten halben Jahr alles gelang, was einen aus dem Mittelmaß heraushob. „Vielleicht können Sie schon beim Schreiben spüren, wie Sie diese Worte beflügeln. Mit dieser Methode erreichen Sie innere Kraft und wohltuende Balance.“

Schlüsselerlebnis: Funkstille zwischen Chef und Mitarbeitern

Ein Schlüsselerlebnis für das Buch erlebte Klaus Vollmer vor 15 Jahren. Damals war er zu einem Unternehmen gerufen worden, bei dem zwischen Chef und Mitarbeitern komplette Funkstille herrschte. „Ich musste sie dafür gewinnen, in dieser verfahrenen Situation offen für die Sichtweise der anderen Seite zu sein“, erzählt der Psychologe. Zu Beginn seiner Vermittlungsarbeit hat er dem Team das Foto einer Skulptur aus einem Park in Tokio gezeigt. Von der einen Seite sieht das Kunstwerk aus wie ein Pianist, von der anderen Seite wie ein Geigenspieler. Soll heißen: Wenn zwei auf etwas schauen, sehen sie noch lange nicht das selbe. Vieles hängt von der Perspektive ab.

Reden kann helfen, solche Konflikte zu lösen. „Man muss deshalb nicht die Sichtweise des anderen übernehmen, aber man lernt nachzuvollziehen, wie er darauf gekommen ist und entdeckt neue Gestaltungsmöglichkeiten und verborgene Lösungen“, sagt Vollmer.

Klaus Vollmer

Moderatorin Christine Westermann hat den letzten Anstoß für das Buch gegeben

In seinen mehr als 30 Jahren im Beruf hat der 58-Jährige diese Erfahrung immer wieder gemacht und er gibt sie gerne in seinen Veranstaltungen weiter. Nun also hat er auch ein Buch zu seinen Handlungsempfehlungen geschrieben. Bis es im März vorgestellt werden konnte, verstrich allerdings einige Zeit. Der Plan stand längst, im Kopf und auf Notizzetteln hatte er viele Ideen gesichert. Was noch fehlte, war der letzte Schritt. Der folgte Ende 2017. Klaus Vollmer saß mit Freunden in einem Kölner Restaurant zusammen, als einer aus der Runde fragte: „Was ist eigentlich mit deinem Buch?“ – Am Nebentisch saß Christine Westermann. „Deutschlands Buchikone. Das war ein Zeichen“, sagt der Essener. Kurz darauf begann er das erste Kapitel.

Mal in die Rolle des Dalai Lama schlüpfen, mal ein Komiker sein

Mit seinem Buch richtet sich der Autor an Coaches, Berater und Führungskräfte, aber auch an jeden anderen, der seine Persönlichkeit weiterentwickeln möchte. Es ist lehrreich, aber doch unterhaltsam geschrieben und leicht verdaulich. Heißt: Man muss weder einen Doktortitel in Psychologie tragen, noch ein börsennotiertes Unternehmen leiten, um die Empfehlungen zu verstehen. Es kann allerdings nicht schaden, etwas Experimentierfreude und Spaß am Spiel für die Lektüre mitzubringen. Denn für eine neue Perspektive ist manchmal ein Rollenwechsel nötig.

Zum Beispiel in dem Kapitel über den Weg zu mehr Glück. Da darf man mal der Komiker sein, mal der Samariter und mal der Dalai Lama. Aber, ganz wichtig: Bei allen Experimenten sollte man immer der Regisseur seines eigenen Lebens bleiben.

© Funke Mediengruppe, WAZ Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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"Perspektivenwechsel als Methode: Strategien, Tools und Übungen zur Persönlichkeitsentwicklung",
Beltz Verlag, Weinheim 2019,
273 Seiten, 34,95 Euro

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